Wie kam es zum Kreuzweg an der Barnholzkapelle?
DER KREUZWEG - DIE PFARRCRONIK BERICHTET
Im Anfang des Jahres 1945 wurde in den Bibel- und Diskussionsabenden mit der Jugend, den Frauen und Männern der Wunsche laut, ob man angesichts der drohenden Fliegergefahr nicht ein Gelübde für die ganze Gemeinde machen wollte, damit Gott uns vor den ärgsten Fliegerschaden schonen würde.
Als erster Vorschlag wurde gemacht, einen Kreuzweg auf dem Weg zur Kapelle zu errichten.
Dann wurde vorgeschlagen die alten Dorfeiertage wie Hagelfeiertag, Sebastians- und Wendelinustag wieder treu und treuer zu halten. Am Ende hatte es sich der Pfarrer vorbehalten, zu entscheiden, was man tun wolle und wann er es der Gemeinde bekannt geben wolle.
Die Gefahr war größer geworden und zwar nicht bloß die Fliegergefahr, sondern allgemein die Kriegsgefahr. Man war sich auch darüber klar geworden, dass das Gelübde kein Versicherungsvertrag mit dem lieben Gott sein soll. Tust du uns, dann tun wir dir.
In der Josefspredigt hatte der Pfarrer angedeutet, dass der Vorschlag, ein Gelübde bezüglich der 3 alten Bauernfeiertage zu machen, wohl am Platze wäre, und dass er zu gegebener Zeit darum bitten und dazu auffordern werde.
Als die Gefahr des Krieges in den Ortsbereich kam, hat der Pfarrer - wie er der Gemeinde erklärte und immer wieder erklären wird, vor dem Bild der Gottesmutter im Geiste im Barnholzkapellchen und im Kapellchen in Schönstatt - und ebenso kniend vor dem Tabernakel als Frucht des Vorschlages eines Gelübdes gebeten. „Lieber Heiland und Liebe Gottesmutter! Wir wollen uns nicht feige ums Opfer drücken. Wir sind bereit, wie du es willst, o Gott, den Kreuzweg zu gehen. Dein Wille geschehe! Gib uns die nötige Kraft auf alle Wege! Wenn du aber mit der Gottesmutter nochmals für uns den Kreuzweg gehen willst, so sind wir dir noch dankbarer und treuer. Als Zeichen und Bekenntnis unserer Opferbereitschaft und unseres Vertrauens auf dich und unsere Mutter will ich sorgen, dass die Gemeinde die 3 Bauernfeiertage, von den Alten in Not versprochen, wieder ernst und wahr halten wird, wenigstens mit dem zahlreichen Besuch des Amtes und der Arbeitsruhe bis nach dem Amt; wenn und wann es uns möglich ist, wollen wir zum Kapellchen hinauf einen Kreuzweg errichten, nicht als Zierde, sondern als Zeichen und Mahnung: Kreuzwege sind auch Segenswege Gottes. Der Heiland und die Gottesmutter‚ gehen ihn mit uns und für uns".
Es kam dann wirklich so, dass der ganze Krieg mit all seinen Geschehnissen wie, ein Wunder an uns vorüberging. Es war eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Nachschubabteilung der Heeresgruppe G hier eingetroffen. Gleich am ersten Tage erfolgte ein Tiefangriff auf eine Wagenkolonne, der aber dem Dorf und den Einwohnern keinen Schaden brachte, wohl aber der Nachschubabteilung. Es waren harte Kämpfe in Osterburken und die deutschen Truppen setzten sich ab nach Oberkessach in der Nacht des Osterdienstages. Am Mittwoch wurde der Feind in Oberkessach erwartet. Dazu waren 7 Soldaten mit 3 Panzerfäusten am Ortseingang ober der Kirche aufgestellt. Alles war in Sorgen und Ängsten im Dorf und Bewohnern. Die Soldaten hatten den strengen Befehl den Feind so zu empfangen und zu erwarten bis am Mittwochabend. Man hatte den Amerikaner schon in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch erwartet, wie die Soldaten sagten. Aber er kam auch am Mittwoch nicht. Die Soldaten zogen am Mittwochabend befehlsgemäß ab und der Amerikaner rückte erst am Donnerstag 5.April 1945 ein, als man kaum mehr daran dachte. Von hier aus gingen dann die Kämpfe weiter und sie waren im Jagsttal, Berlichingen und Westernhausen sehr hart. Die Amerikanische Artillerie hatte neben dem Barnholzkapellchen Aufstellung genommen und als sie weg war -in der Zwischenzeit konnte infolge Ausgangsverbot kein Mensch zum viel besuchten Kapellchen gehen- stellte sich heraus, dass außer 2 Linden, die neben dem Kapellchen standen und die das Opfer der Artillerie geworden waren, nur das Kapellchen den Schaden davon getragen hatte und zwar so, dass kein Fenster mehr im Kapellchen war, kaum mehr ein ganzer Dachziegel, und dass die Decke. zum Teil eingestürzt war, am meisten über dem Bild der Madonna. Der Pfarrer hatte in der Maipredigt darauf hingewiesen: Das Kriegskreuz hat fast sicher allein die Gottesmutter für uns getragen. Alsbald nach dem Kriege galt es, das Gelübde einzulösen.
Im Monat Mai 1945 erklärten sich beinahe 200 Familien mit ihrem Namen zum Gelübde. Die wenigen fehlenden Familien hatten vergessen ihren Namen abzugeben.
Die Feiertage wurden selbstverständlich Gelübde gemäß gehalten.
Der
Bau des Kreuzweges wurde während des Winters mit den Männern und Jungmännern
immer wieder besprochen. Durch Vermittlung der Schwester Constantia Feuerstein
in Schlehdorf konnte der Fresko Maler Andreas Bauer in Penzberg gewonnen werden.
Für das äußere Gehäuse fuhr der Pfarrer nach Grünsfeld bei Lauda. Auch dort
wurde gleich fest abgemacht. Im Oktober 1946 standen die leeren Stationen. Maler
Bauer begann noch im Oktober mit 5 Stationen. Zugleich malte er die Kapelle aus
als Abschluss des Kreuzweges, als Verewigung unseres Gelübdes und als Erneuerung
des beschädigten Muttergottesheiligtums. Im Juni 1947 begann er wiederum sein
Werk zu vollenden und am 27. Juli 1947 weihte unser Pfarrkind Pater Anton Weber
S.A.C. Generalprokurator und Definitor der Pallottiner in Rom den Kreuzweg
feierlich ein. Die ganze Gemeinde nahm herzlichen und innigen Anteil und hatte
Weg und Kapelle schön geziert.
Die erste Kreuzwegandacht begleitete die Musikkapelle mit dem Lied: Lasst uns Christen jetzt betreten.
So steht die via sacra, die via triumphalis als äußeres Zeichen unseres Vertrauens und der Liebe Gottes und der Fürbittmacht der Gottesmutter.
Die Finanzierung war eigentlich ein Leichtes. Es flossen freiwillige Stiftungen in Geld und zur Ernährung des Malers. Über die Hälfte aber hatte der Reinerlös der vielen Theateraufführungen seit Weihnachten 1945 gebracht. Noch ein Jahr vor der gefürchteten Währung waren die ca. 10.000 Reichsmark aufgebracht.
Pfarrer Schwarz am Kapellenweg
Dokument (Kopie) des Gelöbnis von Pfarrer Schwarz